Hallo Ian, vielen Dank, dass Du Dir nochmal Zeit für ein Interview genommen hast.
Gern geschehen (lächelt ein bisschen weniger verlegen als beim letzten Interview)
Seit “The kingdom is you” ist nun schon einige Zeit vergangen. Was ist in der Zwischenzeit passiert?
Oh, eine ganze Menge und vor allem eine ganze Menge unerwartetes!
Zum Beispiel?
Zum Beispiel, dass ich mittlerweile mit einer Band auch live unterwegs bin.
Als ich das Album fertig hatte habe ich eigentlich gedacht, dass es mir erst mal zu Hause gemütlich machen könnte, während sich mein Album über das Internet verkauft.
Das hat so nicht geklappt?
Nee, nicht ganz so. Ich habe tatsächlich den Aufwand unterschätzt, den man für die Promotion eines Albums eines weitgehend unbekannten Künstlers treiben muss, um damit auch kommerziell erfolgreich zu sein.
Ich dachte, über die modernen, digitalen Vertriebswegen würde sich mein Album quasi von allein verkaufen, sodass ich mich in Ruhe um neue Songs kümmern könnte.
Und da warst Du auf dem Holzweg?
Ich will´s mal so sagen:
Für mich persönlich hat sich der Nutzen bisher ziemlich in Grenzen gehalten. Grenzenlos war aber meine Überraschung, als ich erfahren habe, dass mein Album in Kanada gekauft wurde. Wenn ich vor 10 Jahren jemandem erzählt hätte, dass ich mein Album ohne jemals einen Fuß in das Land gesetzt zu haben dorthin verkauft habe, dann hätte man mir einen Vogel gezeigt und mich als Spinner abgestempelt. Dank Internet sind solche Geschichten aber schon eher die Regel als die Ausnahme. Ja, ja, die Welt ist ein Dorf geworden (lacht).
Hat der Titel “Album mit dem schlechtesten Cover aller Zeiten”, den Du selbst Deinem Album gegeben hast, bei der Promotion geholfen?
(lacht schon wieder amüsiert) Naja, es ist ja kein offizieller Begriff und insofern hat es bei der Promotion keine Rolle gespielt. Vielleicht sollte ich darüber mal nachdenken (grinst amüsiert). Nee, mal im Ernst: ich habe nur hier und da mal erwähnt, dass ich das Album mit dem schlechtesten Cover aller Zeiten produziert habe und das obwohl der Kerl auf dem Bild so schlecht nun auch wieder nicht aussieht (grinst und zwinkert ironisch).
Was stört Dich an dem Cover?
Ich finde, es sieht ziemlich zusammengeschustert aus, was nicht verwunderlich ist, weil ich es selbst gestaltet habe und nicht gerade über ein ausgeprägtes visuell-gestalterisches Talent verfüge. Eigentlich wollte sich jemand professionelles darum kümmern, aber da ist kurzfristig etwas schief gegangen und weil schon alles beim Presswerk lag und nur noch auf die Druckvorlage des Booklets wartete habe ich selbst Hand angelegt. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich das lieber hätte lassen sollen, aber hinterher ist man immer schlauer. Außerdem wollte ich das Teil damals einfach nur endlich fertig haben.
Könnte man sagen, dass Du vom Ergebnis enttäuscht bist?
Nein, soweit würde ich nicht gehen. Es ist ja nur ein Cover und es kommt eher auf den Inhalt an als auf die Verpackung.
Bei unserem letzten Interview hast Du mir erzählt, dass Du im Studio alleine arbeitest und live erst mal nichts geplant wäre. Wie kam es nun zur Zusammenarbeit mit Deiner Band?
Im Prinzip ist das der Hartnäckigkeit einer Sängerin zu verdanken, die mich gedrängt hat, endlich auch live etwas an den Start zu bringen. Anfangs habe ich mich ein bisschen gewehrt, weil ich eigentlich lieber erst mal weiter neue Songs komponieren wollte um gleich genug “Programm” zu haben, aber sie hat mich überzeugt, dass es Zeit war, die Musik auf die Bühne zu bringen und es nicht notwendig ist, gleich mit dem 3-Stündigen Marathonkonzert zu starten. Im Endeffekt hat sie absolut Recht gehabt und ich bin froh, dass sie mich nicht vom Haken gelassen hat. Meine anfängliche Befürchtung, dass ich nicht mehr zum komponieren kommen würde hat sich dann auch nicht bestätigt, sondern ins komplette Gegenteil verkehrt.
Inwiefern?
Ich habe gelernt, dass ich meine Songs nicht komplett ausarrangieren muss, damit die Jungs für “Live” etwas daraus machen können. In vielen Studioversionen meiner Songs sind eine Menge Synthesizer zu hören, die wir live so nicht zur Verfügung haben. Die Jungs hören sich meine Entwürfe an und greifen die Essenz der Songs immer schnell auf und so basteln wir gemeinsam eine amtliche Live-Version. Es reicht sozusagen der Grundbau und so komme ich in die luxuriöse Situation, dass ich live etwas anderes anbieten kann als in der Studioversion. Und das bedeutet für mich, dass ich mich im Studio so richtig austoben kann. Ich muss mir keine Gedanken machen, wie die Musik dann live klingt. Die Jungs machen das schon. Ich brauch´ mich nur um neue Songs kümmern und durch diese Freiheit sind mittlerweile genug Songs entstanden, um ein weiteres Album zu füllen. (seufzt). Jetzt muss ich die nur im Studio endlich fertig bekommen (grinst).
Wie habt ihr als Band zusammengefunden?
Ich habe vor vielen Jahren mal mit Björn zusammen in einer Band gespielt – da habe ich gelegentlich im Background gesungen und auch das ein oder andere Stück als Leadsänger präsentiert. Mann, wir waren damals drei Sänger in der Band, das hat riesig Spaß gemacht, auch wenn´s nur Coversongs mit einem gelegentlichen “Einwurf” eines eigenen Stückes, waren. Naja, wie das manchmal so ist, haben sich unsere Wege irgendwann getrennt und Björn hat damals zu mir gesagt “wenn Du mal was mit Deiner eigenen Musik machst, dann sag´ ruhig Bescheid”.
Als ich ein paar Jahre später dann so weit war, habe ich mich daran erinnert und Björn angerufen und er hat sofort “ja” gesagt, womit ich eigentlich nicht gerechnet habe, denn er hat wirklich immer viel auf dem Zettel und immerhin war ja inzwischen auch eine Menge Zeit vergangen. Aber so kam die Sache ins Rollen. Björn fragte, wer denn noch so dabei wäre und ich habe ihm gesagt “Niemand, bisher nur Du und ich”. Darauf hat Björn Markus als Gitarristen vorgeschlagen und der war auch sofort dabei. Dann kam Falk dazu, der sich als Bassist auf eine Anzeige im Internet gemeldet hat und es hat sofort gepasst. Die Kombination Falk plus Björn sorgt seitdem immer für gute Laune und eine lockere aber trotzdem konzentrierte Atmosphäre.
Für ungefähr 2 Proben hatten wir sogar einen Keyboarder, der aber leider in ein anderes Bundesland gezogen ist, um dort zu studieren und die Suche nach einem anderen Keyboarder verlief lange ergebnislos. Die Jungs haben mich schließlich zu einer Notlösung überredet und seitdem spiele ich zumindest die Klavier- und E-Piano -Parts selbst. Ist nicht die schlechteste Lösung, wie sich mittlerweile herausgestellt hat (lächelt, und nach einem kurzen Moment des Nachdenkens) Und so lange Markus die Soloparts mit der Gitarre übernimmt kann auch nichts schief gehen.
Dann bleibt mir nur, euch viel Spaß und Erfolg zu wünschen
Danke sehr. Kann ich noch jemanden grüßen?
Natürlich.
Ich grüße alle, die dieses Interview lesen und freue mich, dass ihr offensichtlich für einen Spaß zu haben seid. Bis bald auf einem unserer Konzerte!